Erotik ist out
Beginnen wir mit einer Frage:
Wann haben Sie zuletzt einen Film gesehen, der auch nur ansatzweise erotisch gewesen ist?
Ich spreche nicht von Pornografie, sondern von Filmen, die man sich in angenehmer Erinnerung behält, weil sie nicht alles zeigen. Filme, die mit der Neugier der Zuschauer spielen. In denen man zwar nackte Haut, aber nicht die nackten Tatsachen präsentiert bekommt.
Der letzte, der mir direkt einfällt, ist der etwas verwirrende „Femme fatale“ mit Rebecca Romijn-Stamos und Antonio Banderas. Dann kommt „Original Sin“ mit Angelina Jolie und Antonio Banderas. Und ganz weit zurück liegt dann „9,5 Wochen“ mit ich weiß schon nicht mehr wem. Für diese drei Filme musste ich mich jetzt schon richtig anstrengen und tief in meinen Erinnerungsschubladen wühlen.
Ganz anders sieht das Bild bei Gewalt aus. Ohne lange nach zu denken, kann ich problemlos einige Filme nennen, die Gewalt, natürlich immer garniert mit Action, zum Hauptthema hatten.
Blade Trinity, Sin City, Kill Bill, Matrix Trilogie, Herr der Ringe (nein, der war doch nicht gewaltttätig), die meisten Comic-Verfilmungen, Rambo mit ich weiss schon nicht mehr wem, Predator, Terminator und so weiter und so fort.
Das höchste der Gefühle ist ein dahin gehauchter Kuss der Angebeteten, bevor der jungen Liebe durch eine, in Zeitlupe gefilmte, Metzelei ein Ende gesetzt wird. Booooaaah, er hat sie geküsst, das Weichei.
Ich mag Actionfilme. Männer halt.
Aber ab und an, so manchmal, eventuell zweimal im Jahr oder auch öfter möchte ich nicht aus dem Kino kommen und das Gefühl haben ich müsste dem Kerl vor mir mit meiner Doppelläufigen ein zelebriertes Ende bereiten, sondern ich möchte nach Hause um dem erotischen Vorspiel im Kino zu einem schönen Ende zu verhelfen. Nun ja, vielleicht mehr als zweimal im Jahr.
Wir stumpfen ab. Ob mit Absicht, sei den Verschwörungstheoretikern und den Amerikanern überlassen. Aber die Gewalt wird uns überall präsentiert. Im Fernsehen, Büchern, Spielen und im Kino. Das Schlimmste daran ist, sie wird uns egal.
Egal, wenn mal wieder ein paar Soldaten im Irak ihr Leben verlieren.
Egal, wenn es in Afrika Hunderttausende im Bürgerkrieg dahinrafft.
Egal, wenn in Amiland ein Schüler mal wieder Amok läuft.
Egal, wenn in Deutschland ein Typ mit Schwert einen Waffenhändler niedermetzelt.
Egal, wenn der Nachbar seine Kinder prügelt.
Wir lernen: Durch physische oder verbale Gewalt erreichen wir das, was wir wollen. Gewalt bringt’s, Gefühle nicht! Ich finde, der etwas pathetische Spruch „Make love, not war“ gewinnt wieder zunehmend an Bedeutung.
Gefühlvoller Gruß
Kurt Waplinger
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