Manager
In jeder Firma gibt es sie. Eine undefinierbare Spezies deren Existenzberechtigung von jedermann in Zweifel gestellt wird. Nur nicht durch sie selbst. Die Manager!
Nun stellt sich natürlich die Frage, woher kommt dieser schlechte Ruf? Was macht einen guten, was einen schlechten Manager aus? Gibt es überhaupt gute Manager? Dies führt uns zu der Frage…
Wie wird man Manager?
Um dieser außergewöhnlichen Spezies anzugehören, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Ich werde hier einmal kurz erläutern welche Gattungen zur Auswahl stehen. Nur eines vorneweg. Steht erst einmal der Zusatz „Manager“ auf Ihrer Visitenkarte, haben Sie es geschafft. Wenn der Titel nun auch noch in Englisch gehalten wurde, haben sie endgültig ihrem Fachwissen Lebewohl gesagt und der unverstandenen Welt des Managements die Tür geöffnet. So kommt dann auch der „Manager floor cleaning“ so richtig gut rüber.
1. Der beförderte Manager
Dies ist eine der am häufigsten anzutreffenden Gattung. Sie waren irgendwann einmal auf einer Position, die sie richtig gut ausfüllten. Sie überzeugten durch fachliche Kompetenz. Konnten souverän Probleme angehen und lösen. Sie waren Spezialisten. Dies fiel natürlich auch den Vorgesetzten auf. So kam es wie es kommen musste. Dem Mitarbeiter wird eine Stelle als Manager angeboten. Mehr Geld, mehr Einfluss und mehr Privilegien bringen das Ego von so ziemlich jedem Menschen ins Wanken und er nimmt die Position an. Doch schon nach kurzer Zeit erkennt der neue Manager, dass sein Fachwissen flöten geht, weil er seine Zeit in Meetings verbringt. Er muss plötzlich Politik machen. Die Budgetplanung liegt an, die Unterschriftenmappe ist so dick wie die Mailbox mit den ungelesenen Mails und der Flug am nächsten Tag erinnert daran noch eine hübsch animierte Präsentation vorzubereiten. Nun merkt der Mitarbeiter, dass dies ja überhaupt nicht mehr das ist, was ihm einmal Spaß gemacht hat. Doch wird er wieder seine alte Stelle verlangen oder sich bei einer anderen Firma auf eine interessantere Stelle bewerben? Nein, er bleibt wo er ist und kommt nun in seiner Unzufriedenheit auf die verrücktesten Ideen um seinen Untergebenen zu beweisen, dass er ja auch irgendwann einmal Ahnung von der Materie hatte.
Dies sind die bedauernswürdigsten Manager. Zu finden, überall.
2. Der studierte Manager
Die mit Abstand gefährlichste und übelste Gattung in den oberen Etagen. Direkt nach dem Abitur zur Uni oder FH. Dort die Kurse für „Menschenverachtung“, „die Ressource Mensch“, „Freistellung im großen Stil“ und „Alles für die Aktie“ belegt. Wenn sie Pech hatten, mussten sie sich einmal in einem Praktikum die Hände schmutzig machen, was ihre Verachtung für „die da unten“ nur noch vergrößert hat. Sie sind stolz auf ihren Besitz und ihre Familie, die sie selten bis niemals zu Gesicht bekommen. Die Macht lässt sie blind werden für die Realität. Glücklicherweise wird dieser Spezies recht früh ein Ende durch die eigene Unzulänglichkeit beschert. Ihr Körper gibt vorzeitig den Geist auf und der nächste studierte Manager rückt nach. Dieser bringt dann sein volles Knowhow aus dem Kurs „China und seine Chancen für den deutschen Markt“ mit in die Firma. So werden Millionen gespart bzw. durchgebracht. Die Manipulation der Mitarbeiter und das Lügen auf hohem Niveau gehören zu ihrem Tagesgeschäft. Wie weit muss man menschlich sinken um so zu werden – das mag ich mir lieber nicht vorstellen.
Dies sind die rücksichtslosesten Manager. Zu finden in Großunternehmen und Banken.
3. Der geerbte Manager
Hier hat man noch am ehesten die Chance auf eine anständige Führungskraft. Früh sind sie mit Papi in die Firma und haben von klein auf gelernt in der Führungsspitze mit zu arbeiten. Die Mutter sorgte für die Erziehung wodurch diese Gattung wenigstens noch ein wenig Menschlichkeit und Rücksichtnahme mit auf den Lebensweg genommen hat. Sie sind mit den Mitarbeitern aufgewachsen und diese Bindung sorgt dafür, dass nicht nur der Gewinn im Mittelpunkt steht. Jedoch Pech für die Firma, wenn sich der Filius auf den Lorbeeren seiner Eltern ausruht und jeden Monat sein Traumgehalt abschöpft. Dem Unternehmen geht es immer schlechter und schuld sind natürlich die hohen Lohnnebenkosten in Deutschland. Wenn die Gier die Moral übersteigt, helfen auch keine Coachingkurse mehr.
Die einfachste Art Manager zu werden, aber auch mit die verantwortungsvollste. Zu finden in größeren Familienbetrieben.
4. Der gewachsene Manager
Wohl das Beste, was einem passieren kann. Er hat in einer Ausbildung Verantwortung übernommen und gelernt, dass man nicht alles blind glauben kann, was einem erzählt wird. Mit diesem Wissen eine höhere Ausbildung genossen und auch dort immer wieder den Sinn der eigenen Taten hinterfragt. Sie bewerben sich mit voller Absicht auf eine Managerstelle und machen diese Führungsarbeit dann auch mit Freude. Zum einen weil sie es wollen und zum anderen weil sie wissen, wie es im normalen Betrieb zugeht. Sie kennen ihre eigenen Grenzen und kennen die Kompetenzen der anderen. Sie delegieren gekonnt und tun das, wofür sie da sind. Sie behalten den Überblick und organisieren die Abläufe. Leider ist diese Spezies schon weitestgehend ausgerottet. Was man heute will sind „Macher“. Also Leute die große Reden schwingen, aber jede kleinste Entscheidung aussitzen, weil die Verantwortung doch bitte jemand anders übernehmen soll.
Die gewachsenen Manager haben es am schwersten. Zu finden, kaum noch.
Natürlich lassen sich alle Gattungen auch miteinander kombinieren. Was dabei heraus kommt ist allerdings so ungewiss wie die Ziehung der Lottozahlen. Obwohl, wenn ich mich so umschaue, eigentlich nicht.
Gemanagter Gruß
Kurt Waplinger
Websitemanger www.waplinger.de
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