Unsere neuen Götter
Was haben die Kirche und die Musikindustrie gemeinsam? Nein, nein, es wird jetzt nicht religiös. Aber manche Dinge sind einfach zu offensichtlich, als das man sie übersehen könnte.
Jahrhunderte lang hatte die Kirche ihre Gläubigen. Man stellte nicht den Glauben an was auch immer und auf keinen Fall an die Kirche selbst in Frage. Die Gläubigen reichten gerne etwas von ihrem Geld an die heilige Institution weiter und alles war in bester Ordnung.
Jahrelang hatte die Musikindustrie ihre Käufer. Man stellte nicht den Preis oder die Qualität der Musik in Frage und auf keinen Fall den Sinn der Musikindustrie selbst. Die Käufer reichten gerne etwas von ihrem Geld an die Produzenten wohlklingender CDs weiter und alles war in bester Ordnung.
Der Staat unterstützte die Kirche gerne beim Einsammeln der freiwilligen Kollekte. Doch dann begann der Ärger für die Kirche. Das Problem bei „freiwillig“ war, dass es freiwillig war. Somit kam es zu fortschreitendem Gläubigenschwund.
Der Staat unterstützte die Musikindustrie gerne mit neuen Gesetzen beim Einklagen der ihr zustehenden Verdienste. Doch damit begannen die Probleme. Der Käufer musste keine CDs kaufen, denn dies war freiwillig. Somit kam es zu fortschreitendem Käuferschwund.
Im Mittelalter sorgte die Inquisition dafür, dass alle nach ihrer Meinung Ungläubigen schnell verschwanden oder öffentlich auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden. Das anwesende Volk freute sich, dass es nicht von der Verfolgung betroffen war und kaufte insgeheim weiterhin die Hasenfüße, die das Glück erhalten sollten.
Heute sorgt die Musikindustrie mit ihren Anwälten dafür das alle, nach ihrer Meinung, Raubkopierer schnell verfolgt und mit aller Härte, teilweise öffentlich, bestraft werden. Das restliche Volk freut sich das es noch nicht verklagt wurde und lädt sich weiterhin die neusten Ergüsse aus dem Internet welche die Festplatte füllen sollten.
Natürlich trifft die Kirche keine Schuld an der Misere. Ihre Oberhäupter sind sich keines Problems bewusst. Das Volk tritt aus, um Geld zu sparen, nicht weil es den Glauben an die Bibel oder ihren Inhalt verloren hätte. Die Zeit der Rückbesinnung wird beim Ungläubigen eintreten.
Natürlich trifft die Musikindustrie keine Schuld an den Gewinneinbrüchen. Ihre Manager sind sich keines Problems bewusst. Der Käufer kopiert, um Geld zu sparen, nicht weil diese den Glauben an die CD oder ihren Inhalt verloren hätte. Die Zeit der Rückgewinnung wird für die Anwälte kommen.
Dann gängeln wir doch den Gläubigen ein wenig.
„Wie, Sie sind nicht in der Kirche und möchten für Ihr Kind einen Platz in unserem katholischen Kindergarten?“
„Um bei uns eine Arbeitsstelle zu bekommen, müssen Sie aber der Kirche beitreten.“
Priester leben im Zölibat, weil sie glauben, das sei der richtige Weg für sich und andere.
Dann gängeln wir doch den Käufer ein wenig.
„Wie, Sie möchten eine Kopie der kopiergeschützten CD anfertigen, für die Sie viel Geld bezahlt haben. Sie möchten wohl Raubkopien verbreiten.“
„Natürlich bezahlen Sie GEMA auf einen CD-Brenner, aber bedenken Sie, Sie machen sich strafbar, wenn Sie damit einen Kopierschutz umgehen.“
Manager leben in einer anderen Welt, wenn sie glauben, das sei der richtige Weg für sich und für andere.
K.W.