Amazons MP3 Shop vs. iTunes
Ich kaufe nur relativ wenig Musik als Download. Es widerstebt mir immer noch, für etwas, das ich nicht anfassen kann, Geld zu bezahlen. Eine CD mit Hülle hat für mich einfach einen höheren Wert.
Dies ist einer der Gründe, weshalb ich bisher nur eine Handvoll Alben im iTunes Musikstore gekauft habe. Auch sind mir die Preise teilweise einfach inakzeptabel erschienen. Sehr oft war ich kurz davor, einen Download bei iTunes zu starten, bekam das Album aber über Amazon Marketplace (inkl. Versand) als CD günstiger.
Zugeschlagen habe ich dann bei Alben, die als CD nur teuer zu bekommen waren (CDs aus Japan) oder wenn es in iTunes ein Sonderangebot gab. Die Meldung, dass Amazon nun endlich auch MP3s in Deutschland anbietet, hat mich direkt dazu veranlasst, das Angebot mal zu testen und einen kleinen Vergleich mit dem Platzhirsch iTunes zu ziehen.
Die Bedienung
Um im iTunes Musicstore (iTMS) einkaufen zu können, benötigt man das Progamm iTunes, welches in einer Version für Windows und MacOS zur Verfügung steht. Linux User bleiben im Moment noch außen vor. Ich gehe hier nicht weiter auf die Bedienung und die Funktion von iTunes ein. Wer das Programm kennt, weiß um die nahtlose Integration des iTMS innerhalb der iTunes Software.
Hier ein paar kurze Beispiele:
Gebe ich den Namen eines Interpreten in die Suchmaske ein, werden automatisch entsprechende Vorschläge von iTunes eingeblendet. Dies kann sehr bequem sein, wenn man nur den Teil eines Namen kennt bzw. es ist einfach benutzerfreundlich!
Habe ich von einem Interpreten die Albenübersicht geöffnet, kann ich auf einen Blick das Erscheinungsjahr erkennen. Ist sehr hilfreich, wenn man mal eben schauen möchte, ob es etwas Neues von meinen bevorzugten Musikern gibt.
Bin ich in meiner iTunes Mediathek und klicke einen Musiktitel an, bekomme ich einen kleinen Pfeil eingeblendet, der mich, wenn ich darauf klicke, direkt in den iTMS verbindet und mir weitere Alben vorstellt.
Dies sind nur drei kleine Beispiele, welche für mich die Bedienung des iTunes Musikstore so einfach machen.
Da Amazon für den Einkauf keine eigene Software (nur für den Download) verwendet, sondern den MP3-Verkauf direkt in seine Webseite integriert hat, ist die Bedienung auch vollkommen von der Bedienerfreundlichkeit eben dieser Webseite abhängig. So bietet Amazon noch keine Vorschlagliste bei der Eingabe von Suchbegriffen, wie ihn eBay und der iTMS schon länger kennen. Allerdings macht Amazon den Kauf dadurch nicht vom Betriebssystem abhängig. Wer einen Browser hat, kann einkaufen. So sollte es sein.
Nach welchen Kriterien Amazon die Suchergebnisse anzeigt, wird jedoch nicht so ganz klar. Hier habe ich mal nach „Nine Inch Nails“ gesucht und folgendes Ergebnis erhalten.
In der Übersicht ist das neuste Album der Gruppe nicht aufgeführt. Erst wenn ich auf den Link „Alle ansehen“ klicke erscheint auch ihr letztes Album in der Liste. Sehr unpraktisch!
Bedienungsfazit: Man kommt in beiden Shops schnell an die gesuchten Informationen, wobei iTunes durch die Art der Präsentation immer ein wenig langsam wirkt. Es führt den Kunden jedoch leichter und eleganter durch den Shop, was sehr zum weiteren Stöbern einlädt. Bei Amazon hat man den Eindruck, der MP3-Download musste nun schnell aktiviert werden um auf den Markt zu kommen. Wer aber schon mal bei Amazon bestellt hat, wird auch damit schnell zurecht kommen.
Albenauswahl
Was nützt mir der schönste Laden, wenn keine Ware im Regal liegt? Also mache ich mich mal in beiden Shops auf die Suche nach bestimmten Alben, um die Auswahl ein wenig zu testen. Hier eine kurze Übersicht meiner Ergebnisse:
– Ghost in the shell (Filmmusik der Anime Serie): Weder bei iTunes noch bei Amazon verfügbar.
– Ryukyu Underground (japanischer Elektropop): Während bei Amazon gerade mal zwei Alben verfügbar sind, gibt es bei iTunes alle Veröffentlichungen der Gruppe.
Zu ausgefallen? Ok, einfacher!
– Letztes Album von Cyndi Lauper (Bring ya to the brink): Bei beiden im Shop
– Zwei Alben von Rick Springfield (Venus in overdrive) und (Shock/Denial/Anger/Acceptance): iTunes hat hier beide Alben zum Download, Amazon keines von beiden.
– Dead Guitars: Amazon hat nur das aktuelle Album zum Download. iTunes hat alle Alben in der Auswahl
Auswahl-Fazit: Weitere Suchanfragen ergaben, zumindest für meinen Musikgeschmack, dass Amazon in der Auswahl noch einigen Nachholbedarf gegenüber iTunes hat. Aktuelle, bekannte Alben sollten sich auch bei Amazon finden lassen. Hier sollte man jedoch bedenken, dass Amazon in Deutschland mit seinem MP3-Angebot erst seit einem Monat am Markt ist. Ich rechne hier nach einiger Zeit mit mehr Auswahl.
Der Kaufvorgang
Vor dem Kauf steht bei beiden Shops die Anmeldung. Diese ist unkompliziert und wird hier nicht weiter beschrieben. Danach ist der Kauf denkbar einfach.
In iTunes kann man den gewünschten Titel oder ein ganzes Album auswählen, auf den Button „Album kaufen“ klicken und anschließend wird der Titel in die iTunes Mediathek übernommen.
Amazon benötigt für den Download ein Progamm, den Amazon-MP3-Downloader. Dieser ist für Windows, MacOS und Linux verfügbar. Nach einem Klick landen die gekauften Stücke im Warenkorb und können nach dem Bezahlvorgang direkt heruntergeladen werden. Danach sollte der Downloader die Stücke entweder in den Mediaplayer oder in die iTunes Mediathek übergeben. Unter Windows funktioniert das auch, unter MacOS klappt das Ganze wegen eines Programmfehlers für iTunes noch nicht automatisch. Hier muss der Anwender die Lieder noch selbst in iTunes übernehmen. Ein Update wird es wohl richten.
Einkaufsfazit: Auch hier macht es einem iTunes wieder leichter. Die Integration ist vorbildlich, solange man iTunes auch für seine Musikverwaltung verwendet. Gerade unter Windows möchte man aber vielleicht eines der vielen anderen Abspielprogramme verwenden. Dann muss man die Daten auch erst dort wieder einbinden, vorausgesetzt die Software kann Apples Format abspielen.
Hat man bei Amazon seine Stücke gefunden und gekauft, ist der Download über den Manager ein Leichtes. Das von Amazon bevorzugte MP3 Format lässt sich problemlos in jedem Abspielprogramm verwenden.
Die Preise
Der iTMS hatte bis vor der Eröffnung von Amazons MP3 Download in Deutschland keine ernstzunehmende Konkurrenz. Somit kosteten einzelne Titel 0,99 Euro und vollständige Alben 9,99 Euro, unabhängig davon, wie alt die Alben oder Musikstücke waren. Seit Mitte April soll das ganze Preismodell in iTunes ein weniger fexibler werden. Zum Wohle des Kunden oder zum Wohle der Musikindustrie, das mag jeder für sich entscheiden. Die Preise reichen nun von 0,69 – 1,29 Euro. Ob sich Apple einen Gefallen damit getan hat, in Zeiten der Rezession die Preise zu erhöhen, wird sich noch herausstellen.
Nach der Einführung bewegen sich Amazons Preise auf ähnlichem Niveau. So kostet ein Großteil der Titel zwischen 0,77 – 0,98 Euro. Ich habe allerdings auch schon Stücke für 1,49 Euro entdeckt. Ganze Alben sind dagegen deutlich günstiger als im iTMS zu bekommen. Selbst aktuelle Interpreten gibt es schon für 4,89 Euro zum Download. Ob sich dies nach der Einführungsphase ändern wird, bleibt abzuwarten.
Hier noch ein paar direkte Vergleiche:
Depeche Mode – Sounds of the universe
Bei Amazon als CD = 12,95 Euro (gibt es nicht als MP3 Download)
Im iTMS = 12,99 Euro
Peter Gabriel – Up
Bei Amazon als CD = 18,95 Euro (gibt es nicht als MP3 Download)
Im iTMS = 9,99 Euro
Nine Inch Nails – Year Zero
Bei Amazon als Download = 5,99 Euro
Im iTMS = 6,99 Euro
Preisfazit: Man sollte vor dem Kauf ganz genau die Preise vergleichen. Wenn ich als Kunde für einen Download genauso viel bezahlen soll, wie für die CD (mit Hülle, Booklet und in besserer Qualität) stellt sich mir die Frage nach dem Sinn. Warum sollte ich mir die Daten als Datei kaufen? Doch nur, wenn ich aus Platzgründen keine CD im Regal möchte oder ich ein Album sofort haben will. Dies muss jeder für sich entscheiden.
Nichtsdestotrotz belebt Konkurenz das Geschäft. Die Preise werden sich im Laufe der Zeit anpassen. Hoffentlich zum Vorteil des Kunden.