Kinderlieb

Man glaubt es kaum. Nicht jeder, der Kinder hat, ist auch gleichzeitig kinderlieb. Anderer Leute Gören sind mir so was von egal, ich kann es gar nicht sagen.

„Aber du bist doch selbst Vater, du magst doch Kinder!“ Falsch!

Ich mag mein Kind, das sollte eigentlich reichen. Ok, es gibt noch ein paar, die ich ganz sympathisch finde, aber die meisten, ööörgh.

Da sitzen Sie im Flieger auf Geschäftsreise. Herein kommt eine einzige Familie mit Schreihälsen. Was denken Sie wohl, wo die sitzen? Richtig, direkt vor Ihnen. Nein, noch besser: Direkt hinter Ihnen! Damit fällt es den Bälgern nämlich leichter, Sie in den Rücken zu treten. Jetzt kann man den lieben Kleinen ja noch nicht einmal den ausgestreckten Mittelfinger entgegen halten. Die verstehen doch noch keine Beleidigungen, die glauben, man albert mit ihnen rum. Bloß nicht. Die Eltern jedoch, die verstehen dafür sehr gut, was gemeint ist. „Die Kinder brauchen doch Platz, die müssen sich halt bewegen.“

„Ja, dann fahrt doch mit dem Zug mit eurer Krabbelgruppe.“

Absolute Highlights sind Kindergeburtstage. Dass mein Kind die Nervensägen einlädt, heißt doch nicht, dass ich sie auch beschäftigen muss. Doch, muss ich. Aber Spaß muss es mir keinen machen, jawohl. Dass ich keine Kinder mag, impliziert nicht zwangsläufig, dass sie mich nicht auch nicht mögen. So kommt es wie es kommen muss: Sie hängen alle an mir wie schreiende Geschwüre. Da kann man sie schütteln, schleudern, drehen, an den Füßen aufhängen, kitzeln und Fratzen machen, die lachen noch dabei. Wenn ich das mit meiner Katze mache, dann haut die ab. Was sagt mit das über den IQ dieser kleinen Bestien?

Apropos IQ. Die gehen ja ab einem bestimmten Alter in die Schule. Damit wir auch noch die Erzeuger dieser unerzogenen Halbwüchsigen kennen lernen, gibt es ab jetzt Elternabende. Spätestens jetzt wird jedem klar, woher die Rotznasen ihr Verhalten haben. Folter pur! Eltern, pah! Von denen hält doch jeder sein Kind für das Beste (bei meinem ist das tatsächlich so). Bei den meisten bedeutet kinderlieb: „Ich bin so lieb und lass mein Kind am Tag zwei Stunden lang Filme glotzen.“

Haben Sie schon einmal versucht, mit Eltern ohne ihr Kind wegzugehen? Nein, das geht nämlich nicht. Machen würden sie es schon mal gerne, aber das Kind gehört doch zur Familie. Das wäre ja kinderfeindlich, oh nein! Einen vollständigen Satz ohne Unterbrechung zu Ende bringen, ohne eine laufende Nase mit einem aufgeweichten Taschentuch abzuputzen.

Haben Sie schon einmal versucht, Ihren eigenen Geburtstag ohne die Kinder der eingeladenen Eltern zu feiern? Lassen Sie es. Das geht nämlich nicht. Da wird zwangläufig ein Kindergeburtstag draus. Selbst wenn Sie die Party auf spät abends verlegen, ein paar hart Gesottene gibt es immer. „Wir haben keinen Babysitter gekriegt, da haben wir sie halt mitgebracht. Das macht euch doch nichts.“ Doch! Es macht was. Da die Lauser spätestens ab 22.00 Uhr vollkommen ungenießbar werden, muss man sie natürlich wieder nach Hause ins Bett bringen. Dafür reicht dann aber nicht ein Elternteil. Nein, beide müssen mit. „Die schlafen sonst nicht ein.“ Was mich das interessiert. Dann hättet ihr sie halt daheim gelassen. Erwähnte ich schon, dass mir anderer Leute Kinder so was von egal sind?

Kinderfeindlicher Gruß

Kurt Waplinger
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Datum: Donnerstag, 29. März 2007 12:54
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